14.08.2023

Einladung zur interdisziplinären Tagung »After Life. Die soziale Präsenz der Toten« vom 5. bis 7. Oktober 2023 an der Universität Rostock

Der Tod gilt weithin als paradigmatische Gestalt des Beziehungsabbruchs – er firmiert als Urphänomen der Trennung, die Bestattungspraxis verstehen wir als Prozesszusammenhang, der in Ritualen der Abschiednahme kulminiert, und von einer gelungenen Trauerarbeit sprechen wir in der Regel dort, wo sich Hinterbliebene vom »geliebten Objekt lösen« (S. Freud).
Die Tagung geht davon aus, dass dieser etablierte Deutungsrahmen die Vielschichtigkeit spätmoderner Sepulkralkulturen nur bedingt zu erfassen vermag. Ziel der praktisch-theologischen, sozial- und kulturwissenschaftlichen Beiträge ist es, den aktuellen Umgang mit dem Tod auf Aspekte zu befragen, die sich gegenüber den Mustern des »Abbruchs«, der »Ablösung« und des »Abschieds« als widerständig erweisen.
Neben der empirischen Erschließung gegenwärtiger Phänomene zielt die Tagung auf weiterführende Impulse für relevante Felder des kulturwissenschaftlichen Diskurses. Ein Blick auf die Grenzzonen der lebensweltlichen Alltagspraxis, so die These, hält produktive Provokationen für zentrale Themenbereiche der theologischen, sozial- und kulturwissenschaftlichen Theoriebildung bereit. Anstöße erhoffen wir uns u.a. für die Fragen einer Ontologie des Sozialen (Wer bevölkert die soziale Welt?), einer Anthropologie des Körpers (Welche Bedeutung kommt dem Körper in der Konstitution von Personen zu?) sowie einer Eschatologie des Jenseits (Welches eschatologisches Wissen wird in aktuellen Praktiken der Bestattung und der Trauer enaktiert?).

Tagungsprogramm

Donnerstag, 05.10.23

Part I Praktiken der Bestattung und die Herstellung postmortaler Präsenz
14:30-15:00 Ankommen
15:00-15:30 Begrüßung und Einführung
15:30-16:30 Working out the dead. Zur kommunikativen Konstruktion der Toten
Ekkehard Coenen (Weimar)
16:45-17:45 Das Bestattungsgespräch als Ort der Vergegenwärtigung von Verstorbenen
Maximilian Bühler (Reutlingen)
18:00-19:00 Totenrede. Rhetoriken der Vergegenwärtigung
Jakob Kühn (Rostock)
Anschl. Abendessen


Freitag, 06.10.23

09:00-10:00 Zwischen Präsenz und Absenz. Funerale Bildpraktiken
Ursula Roth (Erlangen)

Part II Kulturen der Trauer und die Herstellung postmortaler Präsenz
10:15-11:15 Objects of the Dead and Practices of Mourning. On the Materiality of Creating
Postmortem Presence – and Absence
Ulla Schmidt (Aarhus)
11:30-12:30 Lebenserhaltungsmaßnahmen. Kommunikationen mit Verstorbenen im Netz als Appräsentationspraktiken
Kristin Merle (Hamburg)
Anschl. Mittagessen
14:00-15:00 Digital Afterlife Industry. Potenziale und Herausforderungen des virtuellen
»Weiterlebens« durch Technologien der Künstlichen Intelligenz
Matthias Meitzler (Tübingen)
15:15-16:15 Mit den Verstorbenen leben. Continuing Bonds und die Praxis der Seelsorge
Stefan Gärtner (Tilburg)
16:30-17:30 Kein Gott der Toten? Imaginationen der Gemeinschaft von Lebenden und Toten
Thomas Macho (Berlin)

Part III Theoretische Provokationen. Anschlussfragen
17:45-18:45 Wo sind die Toten? Theologische Erkundungen im Gespräch mit dem
Verkörperungsparadigma
Gregor Etzelmüller (Osnabrück)
Ca. 19:45 Abendessen


Samstag, 07.10.23

09:00-10:00 Wer bevölkert die soziale Welt? Zur Konstitution sozialer Akteure
Gesa Lindemann (Oldenburg)
10:15-11:15 Leben zwischen den Zeilen. Über sozialontologische Grenzbereiche
Thorsten Benkel (Passau)
11:30-12:30 Praktiken der Verjenseitigung. Überlegungen zur kulturellen Formation
eschatologischen Wissens
Manuel Stetter (Rostock)
Anschl. Mittagessen


Organisation: Prof. Dr. Manuel Stetter, Lehrstuhl für Praktische Theologie, Theologische Fakultät, Universität Rostock

Tagungsort: Hörsaal 323, Universitätshauptgebäude, Universitätsplatz 1, 18055 Rostock

Anmeldung: manuel.stetter@uni-rostock.de

https://www.uni-rostock.de/universitaet/kommunikation-und-aktuelles/presse-und-kommunikationsstelle/veranstaltungskalender/detailansicht/n/after-life-die-soziale-praesenz-der-toten-new64c8b22e0d145481168047/