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Ausgabe:

Juli/August/2016

Spalte:

767–768

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Bergmeier, Roland

Titel/Untertitel:

Zwischen Synoptikern und Gnosis – ein viertes Evangelium. Studien zum Johannesevangelium und zur Gnosis.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2015. 160 S. = Novum Testamentum et Orbis Antiquus/Studien zur Umwelt des Neuen Testaments, 108. Geb. EUR 60,00. ISBN 978-3-525-59366-0.

Rezensent:

Matthias Rein

Roland Bergmeier wurde 1974 mit einer Arbeit zum religionsgeschichtlichen Ort des prädestinatianischen Dualismus im Johannesevangelium in Heidelberg promoviert. Er hat neben seiner beruflichen Tätigkeit als evangelischer Religionslehrer die exegetische Diskussion um den religionsgeschichtlichen Ort des JohEv verfolgt und dazu eigene Studien vorgelegt. Der vorliegende Band präsentiert einen zusammenfassenden, bisher nicht veröffentlichten Beitrag zur Stellung des JohEv zwischen Synoptikern und Gnosis (10–68) und zum Teil erweiterte Aufsätze und Studien, veröffentlicht zwischen 1974 und 2006. B. befasst sich mit den beiden Gretchenfragen der Johannes-Exegese: Wie hältst du es mit Johannes und den Synoptikern? (81) und: Wie hältst du es mit Johannes und der Gnosis? (33–54). Den forschungsgeschichtlichen Ausgangspunkt seiner Studien skizziert folgende Fußnote:
»Es wäre im Heidelberg der 70er Jahre für eine Promotion, die es wagte, für das Verständnis des Johannesevangeliums wider den Gnosis-Stachel zu löcken, vollends tödlich gewesen, dazu noch literarische Abhängigkeit des 4. Evangelisten von den Synoptikern nachweisen zu wollen. So wählte ich ob fehlenden Heldenmuts den Weg traditionsgeschichtlichen Nachweises.« (53, N. 283)
Anhand verschiedener Text- und Motivanalysen (u. a. Rede vom Kommen Jesu, Zeugnis-Motiv, besonders 19,35) zeigt B. die litera-rische Verwandtschaft des JohEv zu den synoptischen Evangelien auf. Vornehmliche Quelle des JohEv sind die Evangelien, nicht die gnostischen Schriften, die erst nach der Entstehung des JohEv nachweisbar sind. Dabei präsentiert B. einen Forschungsstand, der sich seit Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts durchgesetzt hat und derzeit den wichtigen Kommentaren zugrunde liegt (vgl. dazu u. a. Laube, J.: Probleme und Tendenzen der Gnosis-Forschung 1980–2000, ThR 77 [2012], 365–392.426–467). Er fügt aktuelle Studien zu Einzelfragen der Johannes-Exegese hinzu, die es verdienen, aufgegriffen und weitergeführt zu werden (zu Joh 4,46–54 [82], zu 6,65 [89–92], zum Zeugnis Johannes des Täufers in 19,35 u. ö. [83–88.141–144]).